Über mich „Ein gutes Kunstwerk kann und wird zwar moralische Folgen haben, aber moralische Zwecke vom Künstler fordern, heißt ihm sein Handwerk verderben." J.W. von Goethe
IM FARBENRAUSCH DER SINNE
Als wir Miklos Sabo in seinem Atelier in Vöcklabruck treffen, trägt er ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift „JUST DO IT“. Das ist kein Zufall, denn wie wir später erfahren, ist es schon lange zu seinem Lebensmotto geworden, sich immer wieder an neue Herausforderungen heranzuwagen, und – wenn es sein musste – auch mal „ins kalte Wasser“ zu springen.
Das war nicht immer einfach. Aber genau das hat der gebürtige Ungar, der bereits seit über 35 Jahren fest in Vöcklabruck verankert ist, jetzt wieder getan.
Jahrzehntelang zuvor hat Miklos Szabo Kunstwerken aus vergangenen Epochen wieder Glanz und neues Leben eingehaucht. Kirchen hat er ebenso restauriert wie Skulpturen, die einst Meister barocker Schnitzkunst in mühevoller Handarbeit aus einem einzigen Stück Lindenholz geschaffen hatten und deren prachtvolle farbige Gestaltung Opfer schädlicher Umwelteinflüsse oder purer menschlicher Gewalt geworden waren.
Obwohl man ihm während seiner Erzählungen anmerkt, wie sehr ihn der Beruf des Restaurators auch heute noch fasziniert, gehört das alles ab sofort der Vergangenheit an. Denn kaum im Rentenalter angekommen, hat er kurzerhand seine alte Werkstatt in ein neues Atelier verwandelt. Das erklärte Ziel: endlich seinen Lebenstraum zu verwirklichen und sich ganz der Malerei zu widmen.
Was sich derzeit im neuen Atelier abspielt, wollen wir uns genauer anschauen. Um es vorwegzunehmen: Wir werden nicht enttäuscht. Dort erschafft der Maler Miklos Szabo Bilder von derart beeindruckender Farbkraft, deren dramatische Farbkontraste so gewaltig und beeindruckend sind, dass man glauben könnte, von einer wahren Farbenexplosion gefangen genommen zu werden.
Klar, es mag auf den ersten Blick schon sein, dass gerade expressionistische Farbgestaltungen oft so wirken können, als habe der Künstler einzelne Farbschichten wahllos auf der Leinwand verteilt, um sie anschließend „abtropfen“ und damit einfach den Gesetzen der Schwerkraft folgen zu lassen.
Bei Miklos Szabo ist das anders. Jedes einzelne von ihm geschaffene Gemälde ist das Ergebnis einer sorgsam ausgewählten Komposition von Farben. Seine Malwerkzeuge sind nicht nur Pinsel in jeder nur denkbaren Größe, sondern meist auch Spachteln – mal größere, mal kleinere. Je nach Bedarf und Gefühl eben.
Seine Arbeit am Gemälde „Das Komponieren mit Farben“ führt er mit großer Akribie aus. Das kann dauern. Manchmal nur Tage, manchmal Wochen, oder auch länger. Immer aber auch nur so lange, bis er mit seiner Komposition wirklich zufrieden ist. Danach rührt er es prinzipiell nie mehr an.
Zeit jedoch spielt für ihn dabei keine Rolle mehr. Nur seine eigene innere Zufriedenheit zählt für den Künstler. Er will einen Farbenrausch der Sinne schaffen, einen Farbenrausch, der den Betrachter einfängt, um ihm einen einfachen Weg zu zeigen, dem grauen tristen Alltag zu entfliehen. Deshalb kommen seine Gemälde in klaren und meist grellen Farben daher.
„Mit dunklen Farben erzeugt man doch nur dunkle Gedanken“, erklärt er gut gelaunt. „Das ist nicht gut für die Seele des Menschen. In Zeiten wie diesen müssen wir wieder lernen, uns an einfachen Dingen zu erfreuen – meine Gemälde sollen positive Gedanken freisetzen, das hilft uns allen.“
So, wie man eben Zeichen setzt, sind seine Kompositionen auch stets Statements. Statements, die im Übrigen schon lange eine wissenschaftliche Begründung gefunden haben. Farben üben eine besondere Wirkung auf Menschen aus. Sie verändern bekanntermaßen unseren Körper, unsere Psyche und unsere Seele. Jede Farbe hat eine andere Wirkung und eine mit ihr verbundene eigene Wellenlänge. Das ist Energie pur – und die überträgt sich auf den menschlichen Körper.
Miklos Sabo jedenfalls scheint davon auch körperlich zu profitieren. Er kommt noch immer so agil und fit daher, dass man ihm das Rentenalter nicht im Geringsten glauben mag.
Das Geheimnis seines Aussehens und seiner Lebensfreude könnte also durchaus auch darin liegen, dass ihn die vitalisierende Kraft, die seinen sprühenden Farbkombinationen innewohnt, so jung hält …